Neben Gutenberg, dem Dom und dem ZDF ist der 1. FSV Mainz 05 mittlerweile zu den bekanntesten Aushängeschildern der Stadt Mainz geworden. Dass dieser zwar mittlerweile durch seine Fußballsparte international Bekanntheit erlangt, aber vielfach noch offene Lücken in seiner Geschichtsschreibung vorweist, motivierte bereits vor einigen Jahren unser Vereinsmitglied Nils Friedrich, sich diesen weißen Flecken zu widmen. Durch intensive Recherchen konnte er nun in seinem neuen Buch „Es war einmal… Vergessene Nullfünfer“ zwölf Biografien jüdischer Funktionäre, Spieler oder Sponsoren aufbereiten, die bislang vielen unbekannt gewesen sein dürften. Ergänzend dazu erarbeitete er aus den recherchierten Bildern und Dokumenten eine Ausstellung, die neben einführenden Texten jeder Biografie einen eigenen Schaukasten zeigt.

Rund 35 Personen kamen am 4. Juni ins Haus des Erinnerns – für Demokratie und Akzeptanz und folgten den Ausführungen von Nils Friedrich zu dessen Rechercheergebnissen, die er mit zahlreichen Bildern und Dokumenten untermalte. Neben einer grundsätzlichen Einführung zur Thematik, berichtete Friedrich über die Entwicklung des Vereins bis zum Jahr 1933, angefangen von der Ausstattung des Stadions über sportliche Erfolge bis hin zu den kulturellen Vereinsaktivitäten, die über das Sportliche hinausgingen. Exemplarisch stellte Friedrich anhand von drei unterschiedlichen Biografien die verschiedenen Schicksale der ausgegrenzten Juden dar, von denen nur ein Teil die Shoah überleben konnte. Erst Anfang der 2010er Jahre wurde bekannt, dass der langjährige Vereinspräsident Eugen Salomon, dessen Engagement in den ersten Jahren des Vereins maßgeblich für dessen Gedeihen war, die Shoah nicht überlebt hatte, sondern im KZ Auschwitz ermordet worden war. Seither trägt die Straße zum neuen Stadion seinen Namen, aber dass darüber hinaus auch weitere Menschen aus dem Verein ausgeschlossen wurden, blieb bislang weitestgehend unbeachtet. Auch, dass Salomons Bruder Emile die Shoah überlebte und selbst aktiver Sportler des Vereins war, konnte nun erstmalig von Friedrich aufgezeigt werden, der sich selbst darüber wunderte, dass dies bislang noch niemand vor ihm getan habe. Den anderthalbstündigen Vortrag rundete eine kleine Einführung in die Ausstellung, die in Schaukästen die Biografien darstellt, ab.

Allen verfolgten Nullfünfern gemein war ihre Verbundenheit zum Verein, in dem sie teils jahrelang zuvor tätig gewesen waren, der sie allerdings nach der NS-Zeit größtenteils in Vergessenheit geraten ließ. Zahlreiche Nachfragen des Publikums bestätigten das breite Interesse an der Vereinsgeschichte und auch den Wunsch nach einer künftigen Auseinandersetzung mit jenen, die an der Ausgrenzung im Verein beteiligt waren.

Das Buch „Es war einmal… Vergessene Nullfünfer“ ist für 10€ im Haus des Erinnerns – für Demokratie und Akzeptanz (Flachsmarktstraße 36) oder per Mailbestellung an bestellung@es-war-einmal-fanzine.de erhältlich. Die Ausstellung wird im HdE noch bis Anfang Juli zu sehen sein.