Nachruf für Renate Knigge-Tesche

Der Verein für Sozialgeschichte Mainz e.V. trauert um sein langjähriges Mitglied Renate Knigge-Tesche. Renate trat Ende der 1990er Jahre unserem Verein bei, nachdem wir uns durch die Beschäftigung mit der Zeit des Nationalsozialismus schon länger kannten. Ihre Arbeit als Leiterin des Gedenkstätten-Referats der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung und ihre Veröffentlichungen zu den Themen Widerstand, Ausgrenzung und Verfolgung von Minderheiten, Gedenkarbeit sowie Bewahrung der Erinnerung von Überlebenden überschnitten sich mit den von uns bearbeiteten Fragen. Besonders wichtig war Renate der Kontakt zu Zeitzeuginnen und Zeitzeugen; freundschaftlich verbunden war sie mit Ruth L. David, deren Erinnerungen sie publizierte und die sie zu vielen Gesprächen in Schulklassen begleitete.

Nachdem Renate in den Ruhestand getreten war, widmete sie ihre Zeit verstärkt der geschichtlichen Forschung und Gedenkarbeit in Mainz und in ihrem Stadtteil Hechtsheim. 2013 erschien das von ihr zusammen mit Hedwig Brüchert herausgegebene Buch „Der Neue Jüdische Friedhof in Mainz“. Daraus entwickelte sich die jährliche Führung auf diesem Friedhof, bei der verschiedene Mainzer jüdische Familien vorgestellt wurden. Renate regte an, Stolpersteine für deportierte Mitglieder dieser Familien zu setzen, und verfasste selbst eine große Zahl von Biographien der Opfer. Schließlich übernahm sie die Leitung der „Stolperstein-AG“ und organisierte mehrere Jahre lang in Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung die Mainzer Stolperstein-Verlegungen, meist in Anwesenheit des Künstlers Gunter Demnig. Oft reisten auch Nachkommen der Personen, derer gedacht wurde, aus Israel, England, den USA und anderen Teilen der Welt an. Darüber hinaus forschte Renate zu verschiedenen regionalgeschichtlichen Themen, wie dem Ersten Weltkrieg, zu dem ein Beitrag von ihr über die „Ehrenchronik der Gemeinde Hechtsheim 1914-1918“ in den „Mainzer Geschichtsblättern“ erschien. Viele Jahre gehörte Renate Knigge-Tesche dem Vorstand unseres Vereins an, brachte viele Ideen ein, ließ aber auch mahnende Worte hören, wenn es mit Projekten nicht schnell genug voranging.

Renates ehrenamtliches Engagement ging jedoch weit über die Mitarbeit in unserem Geschichtsverein hinaus. Sie war in mehreren anderen Organisationen, wie dem Verein Hechtsheimer Ortsgeschichte, dem Stadthistorischen Museum Mainz, dem Förderverein der IGS Mainz-Bretzenheim und später der dritten Mainzer IGS in Hechtsheim sowie der Hechtsheimer SPD, als aktives Mitglied hoch geschätzt. Wir alle werden sie, ihre ruhige besonnene Art, ihren kritischen Geist und ihren trockenen Humor vermissen.

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